Bezalel Fischer Angehörige des Palmach waren gekommen, um uns zu beschützten.
Bezalel (Tsalik) wurde am 12. Dezember 1938 als Sohn von Yaakov und Rosa Fischer in der Stadt Piatra Neamt in Rumänien geboren. Er war während des Krieges noch ein kleines Kind. Deshalb hat Bezalel nur wenige Erinnerungen an diese Zeit.
Seine erste Erinnerung stammte aus dem Jahr 1945, kurz vor Kriegsende, als er und seine Familie bereits aus zwei Verstecken ausgezogen waren und sich nun in ihrem dritten Versteck aufhielten. Bezalel erinnerte sich nicht an den genauen Ort, aber er wusste, dass es in Ungarn war.
„Das Haus stand vor einem Hügel“, sagte er, „und in der Nähe eines Flusses“. Bezalel sagte: „Zu diesem Zeitpunkt hatten die Russen die Nazis fast besiegt. Das machte es den Nazis sehr schwer, Juden in die Vernichtungslager zu deportieren. Aber wir waren immer noch in Gefahr, besonders von Seiten der rumänischen Faschisten, die den Nazis halfen und jüdische Familien, die sich versteckt hielten, denunzierten.“
„Ich erinnere mich an diese Nacht. Eine Mörsergranate wurde vom Hügel vor unserem Haus in unsere Richtung abgefeuert. In unserem Haus hatten sich drei Familien versteckt. Während des Angriffs wurde der Nachbar auf der Stelle getötet und mein Cousin, der siebzehneinhalb Jahre alt war, wurde von einem Schrapnell in die Beine getroffen.“
„In dieser Nacht wurde meinem Vater klar, dass wir erneut fliehen mussten, und zwar diesmal für immer. Er macht uns klar, wenn wir nicht bis zum nächsten Tag weg wären, sei die Wahrscheinlichkeit sehr groß, dass ein weiterer Bombenangriff uns alle töten würde. Wir sammelten etwas Geld und Gold, Kleidung und was wir an Lebensmitteln hatten, und machten uns auf die Flucht. Uns war klar, dass wir bis nach Österreich kommen mussten. Mein Vater hatte in der siebenbürgischen Armee gedient und dort ein wenig Ungarisch gelernt. Das half uns bei Flucht. So konnten wir die ungarische Grenze erreichen. Wir waren 14 Personen. Als wir an der Grenze ankamen, bestachen wir die Wachen mit dem Geld, das wir noch hatten, und sie ließen uns hinüber.“
„Wir kamen in einer großen Stadt namens Debrecen an, und dort sahen wir die amerikanische Armee. Die Soldaten waren freundlich und kümmerten sich um uns. Sie versorgten uns mit Essen und Decken. Wir waren etwa zwei Wochen dort und dann zogen wir weiter und kamen in Budapest an. Wir blieben noch zwei Wochen in Budapest. Die nächste Station unserer Reise war Österreich, wo es ein großes Flüchtlingslager gab.“
„Obwohl ich schon siebeneinhalb Jahre alt war, trug mich mein Vater während der ganzen Flucht auf dem Rücken. Denn in jenem Jahr (1945) war der Winter sehr hart; der Schnee reichte mir bis zu den Knien und ich konnte nicht alleine gehen. Als wir an der österreichischen Grenze ankamen, warteten dort Lastwagen auf uns. Auf den Lastwagen befanden sich Angehörige der jüdischen Verteidigungstreitkräfte („Haganah“), die gekommen waren, um uns zu beschützen. Ich war überrascht, als ich sah, dass sie bewaffnet waren. Das war das erste Mal, dass ich mich ein bisschen sicher fühlte. Sie setzten uns auf die Lastwagen und nach einer kurzen Fahrt erreichten wir das Flüchtlingslager Linz in der Nähe von Wien. Es war ein riesiges Lager. Wir lebten lange Zeit in diesem Lager, etwa eineinhalb Jahre, wenn ich mich recht erinnere.“
Bezalel erzählt, dass nach einem Jahr wohlhabende Juden aus Kanada kamen, um zu helfen. Sie boten an, erfahrene Handwerker mit nach Kanada zu nehmen. „Zunächst stimmte mein Vater zu, mit ihnen zu gehen, aber am Tag vor unserem Flug dachte mein Vater noch einmal darüber nach und kam zu dem Schluss, dass es nicht der richtige Schritt für uns war. Wir waren gerade vor den Nazis geflohen, die uns töten wollten. Würden wir wieder gehen und unter Nichtjuden leben wollen, in einem Land, das nicht unser eigenes war? Das einzige Land, in das wir gehen wollten, war Eretz Israel!“
„Mein Vater nahm die Papiere und die Flugtickets und zerriss sie. Er teilte den Juden aus Kanada mit, dass der Vertrag annulliert sei und wir den Flug nach Kanada nicht antreten würden. Wir blieben noch eine Weile im Lager, dann wurden wir nach Italien gebracht. In Italien warteten wir, bis sich die Tore von Eretz Israel – dem Heiligen Land – öffneten. Unsere Reise endete, als die Schiffe, mit denen wir den Hafen von Neapel in Italien verließen, im Hafen Haifa ankamen. Es war ein so wunderbares Gefühl!“
Bezalel merkt an, dass zur Ankunft in Israel die Änderung seines Namens gehörte. Sein ursprünglicher Name war „Tsalik“, aber seine Eltern erklärten ihm, dass der Name „Tsalik“ ein Diaspora-Name sei. Sie behielten die hebräischen Buchstaben „tzadik“ und „lamed“ bei und änderten seinen Namen in „Bezalel“.
Bezalel ließ sich zunächst in Netanya nieder, aber nur für kurze Zeit. Wenig später wurde die Stadt Akko erobert, und seine Familie gehörte zu den ersten 30 jüdischen Familien, die in die Stadt umgesiedelt wurden. Bezalel selbst schloss sich „Aliyat Hanoar“ und später dem „Palmach“ an und wurde ein Anhänger der zionistischen Bewegung zur Eroberung und Besiedlung des Landes der Patriarchen.